Bernhard Weber – Spielosophie

Ein gutes Spiel ist ein kleiner Schatz

Bereits die Schachtel ist wie eine Schatztruhe. Neugierig wird der Deckel geöffnet: Ist der Inhalt schon auf den ersten Blick überwältigend oder erwartet mich ein Rohdiamant, der erst im Spiel sein Funkeln entfaltet? Macht es bereits Spaß, die verschiedenen Materialien anzuschauen, in die Hand zu nehmen und durch die Finger gleiten zu lassen? Ist die Anleitung wie eine gute Schatzkarte, die präzise den Weg zum Startpunkt zeigt oder beginnt das Abenteuer unfreiwillig bereits vor dem Spiel?

Mit Unzufriedenheit und Geduld Lösungen finden
Viele gute Ideen ergeben nicht automatisch ein gutes Spiel. Die einzelnen Ideen müssen gefiltert und oft aufwändig zu einem Ganzen entwickelt werden. Dabei treten unzählige Fragen und Hindernisse auf, die neue Antworten und Lösungen erfordern. Von der Ideenflut zur Reduktion auf das Wesentliche, Schnörkellose ist es oft ein weiter Weg. Wer ahnt schon, dass auch Spiele mit ganz einfachen Regeln eine sehr lange Entwicklung hinter sich haben? Erst über ein gewisses Maß an permanenter Unzufriedenheit, viel Probieren, Ändern und vermeintliche Umwege erhält das Spiel seine Reife und Güte – wie das Leben so spielt …

Die Anleitung – Schlüsselerlebnis zum Spiel
Nach meiner Beobachtung und entsprechender Schätzung werden mehr als die Hälfte aller Spiele beim ersten Mal nicht so gespielt, wie es von Erfinder und Verlag vorgesehen ist. Wer liest schon gerne Anleitungen? Bereits bei der Entwicklung des Spiels achte ich darauf, das Regelwerk möglichst einfach und zugänglich zu schaffen. Dies klingt selbstverständlich, ist manchmal aber ein Dilemma, denn ein innovatives Element steht vielleicht intuitivem Spielverhalten entgegen. Auch durch geschickte Gestaltung und Auswahl von Materialien kann manche Erklärung überflüssig werden. Und natürlich soll die Darbietung der Regeln in attraktiver Form die Hürde vor dem Spielvergnügen minimieren.

Gemeinsam zum Erfolg
Neben dem Herz des Spiels, den Regeln, erfordert die endgültige Auswahl und Gestaltung von Materialien, eine hervorragende Anleitung, die Herstellung des Spiels und geeignete Positionierung das gute Zusammenspiel einer Vielzahl an Personen. Als Erfinder des Regelwerks habe ich viele Ideen geprüft und wieder verworfen, die im Prototyp oft nicht unmittelbar erkennbar sind. Mit diesem Wissen lassen sich manche Sackgassen, unnötige Umwege und Fehler in der Umsetzung des Spiels vermeiden. Genauso wichtig ist die Erfahrung der anderen Beteiligten in ihren Kompetenzbereichen. Gemeinsam im offenen Dialog und Informationsaustausch ein Gesamtkonzept zu erarbeiten sehe ich als wichtige Vorraussetzung, um ein herausragendes Produkt zu erstellen. Denn ein gutes Spiel ist mehr als die Summe seiner Teile.